7 Tipps, wie es mit dem vierbeinigen Kollegen doch noch klappen kann

Wenn man, wie vermutlich die meisten Menschen, Vollzeit berufstätig ist, ist es schwierig, einem Hund ein angemessenes, schönes und erfülltes Leben zu bieten.

Entweder man lässt den Liebling 8-10 Std. Alleine zu Hause (was man bitte auf keinen Fall tun sollte, selbst wenn der Hund so lange einhalten kann und die meiste Zeit ohnehin döst brauchen Hunde doch die Nähe zu ihren Menschen) oder kümmert sich um eine Tagesbetreuung.

Manche Menschen können von zuhause arbeiten und so bei ihrem Hund sein. Wieder andere, so wie ich, bemühen sich um die Erlaubnis ihres Arbeitgebers, dass der Hund Teil des Kollegenkreises wird.

Was ist wichtig bei der Diskussion mit dem Arbeitgeber?

Neben vielen, guten Argumenten, die für einen Hund am Arbeitsplatz sprechen gibt es auch noch einige andere Dinge zu beachten:

1. Prüft die Rahmenbedingungen

Nicht jeder Arbeitsplatz ist „Hundgerecht“ – im Lebensmittelverkauf, in Laboren, in Kindergärten etc. wird es sicherlich schwer bis unmöglich, den Arbeitgeber davon zu überzeugen, dass ein Hund am Arbeitsplatz eine gute Idee ist.
Auch bei viel Publikumsverkehr kann es unter Umständen schwer werden.
Wichtig ist auch zu wissen, ob das Unternehmen früher schon einmal einen Büro-Hund-Versuch gestartet hatte und ob bzw. warum das wieder zurückgezogen wurde.
Stimmen die Rahmenbedingungen und denkt ihr, es wäre machbar, dann

2. verbündet euch.

Sprecht mit euren Kollegen.
Besonders sollten natürlich diejenigen hinter euch stehen, die diese Entscheidung irgendwie mittragen müssen – also die Kollegen, die mit euch in einem Zimmer sitzen, mit denen ihr sehr häufig Termine habt oder die aus anderen Gründen früher oder später in direkte Berührung mit dem vierbeinigen Kollegen kommen werden.
Das hilft euch auch für Punkt 3:

3. Sammelt (Gegen-)Argumente

Wenn ihr mit vielen Menschen sprecht werden ihr viele Standpunkte hören. Das ist wichtig, weil es Punkte sind, die euch in eurer Argumentation helfen können. Egal, ob der Kollege nun Feuer und Flamme ist und ein paar gute Punkte FÜR den neuen Zimmergenossen auf eurer Liste ergänzen könnt oder ob der Mitarbeiter eigentlich GEGEN einen Hund am Arbeitsplatz ist – auch diese Argumente könnt ihr nutzen – in dem ihr darüber nachdenkt und Wege findet, sie zu entkräften.

4. Seid ehrlich zu euch selbst

Gegenargumente sind wichtig.
Zum einen, weil sie euch helfen, euch vorzubereiten, zum anderen auch, weil sie euch helfen, nochmal ganz ehrlich und aus anderen Augen über euren Wunsch nachzudenken.
Die Gegenstimmen, die ich während meiner Vorbereitungszeit gesammelt habe waren:

  • Hunde stinken
    Dagegen halten kann man zum Beispiel mit einem Regenmantel für den Hund – nasser Hund im Büro kann für empfindliche Nasen wirklich zu viel sein – aber nichts ist einfacher, als das zu vermeiden.
    Mit gutem Futter und ausreichender Fellpflege lässt sich auch der „normale“ Hundegeruch reduzieren, so dass dieses Argument in der späteren Entscheidung selbst schon direkt angeführt und gleich entkräftet werden kann.
  • Hunde lenken von der Arbeit ab
    Nun, hier muss man wirklich ehrlich sein – JA! Ein Hund lenkt manchmal von der Arbeit ab. Es sind Minuten, in denen man den Hund krault oder vielleicht auch mal ein wenig mit ihm trickst, oder statt mit den Kollegen in der Kaffeeküche zu stehen draußen eine kleine Runde ums Haus dreht – ABER das „statt“ ist der entscheidende Punkt.
    Niemand kann wohl von sich behaupten, dass er 8 Stunden am Tag ohne einmal aufzusehen seine Arbeit verrichtet.
    Da wird ein Kaffee geholt, mit den Kollegen auf dem Flur über das vergangene Wochenende gesprochen, vielleicht auch eine Zigarettenpause gemacht – oder man schaut einfach mal ein paar Minuten zum Fenster raus .. Jeder Mensch macht während der Arbeit Pausen – und das ist auch wichtig und richtig, wir sind ja schließlich keine Maschinen, die nach dem Anschalten non-stopp ihre Aufgaben verrichten können bis man sie wieder abschaltet. Wissenschaftlich ist belegt, dass es die Konzentration, Kreativität und Arbeitsleistung steigert, wenn man regelmäßig Pausen macht.
  • Das ist doch für den Hund nicht gut 
    Dieses Argument habe ich tatsächlich ein paar mal gehört.
    Natürlich ist es, wenn der Arbeitsplatz grundsätzlich für den Hundecharakter passt, nicht wirklich ein Argument – Hunde schlafen am Tag bis zu 18 Stunden –  perfekt also, um den Tag im Büro zu verschlafen und trotzdem in der Nähe des Menschen zu sein.
    Nach meiner Erfahrung ist dieses Argument vorgeschoben von Menschen die eigentlich Angst vor Hunden haben oder sich in Ihrer Nähe zumindest unwohl fühlen – und das ist ein schwieriges, kaum zu entkräftendes Argument
  • Ich habe Angst vor Hunden
    Bitte, wenn ein Kollege das zu euch sagt: nehmt es Ernst und macht euch nicht lustig oder schiebt es mit den Worten „ach, stell Dich nicht so an“ weg.
    Es gibt Menschen, die Angst vor Hunden haben und es hilft niemandem, wenn diese Angst nicht ernst genommen wird.
    Ich z.B. habe Angst vor Spinnen und Zahnärzten – beides weit unbegründetere Ängste, aber „ach, stell Dich nicht so an“ hat bei mir noch nie geholfen (auch wenn ich es schon sehr häufig hörte).
    Wenn euer Kollege möchte könnt ihr ihm helfen, diese Angst zu überwinden und euren Hund mit dem Mitarbeiter (langsam, kontrolliert und sehr sensibel – am Besten mit fachmännischer Unterstützung) zusammen bringen – wenn er nicht möchte seid ihr in einer Sackgasse gelandet.
    Dann gäbe es die Möglichkeit, wenn dieser Kollege nicht im selben Zimmer sitzt evtl. mit einem Regelwerk an die Sache ran zu gehen (z.B. der Hund ist immer an der Leine, wenn ihr euer Zimmer verlasst).
  • Ich reagiere allergisch
    Auch das ist, sofern der Kollege sehr eng mit euch zusammen arbeitet (im selben Raum oder so, dass ihr einen Großteil der Zeit zusammen verbringt) ein Argument bei dem für euch die Reise „Hund am Arbeitsplatz“ endet.
    Das ist doof, aber euer Arbeitgeber hat die Verpflichtung, sich um alle Angestellten zu kümmern.
    Wenn der Kollege weiter von euch weg ist könnte es evtl. mit ein wenig Management machbar sein.
    Wir haben hier im Haus selbst zwei Kollegen, die allergisch reagieren – trotzdem lieben sie Smartie und sind entweder traurig, dass sie ihn nicht streicheln können oder tun es trotzdem und waschen sich danach gründlich die Hände.
    Aber jeder Mensch ist anders – und damit auch die Heftigkeit der allergischen Reaktion. Wenn es also nicht geht müsst ihr das so akzeptieren.

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5. Bereitet euch gut vor

Habt ihr nun alles vorbereitet, Kollegenstimmen gesammelt, den Arbeitsplatz überdacht, die Rahmenbedingungen geprüft geht es an die eigentliche Argumentation.

Bewaffnet euch mit vielen, vielen Argumenten, warum ein Hund am Arbeitsplatz gerade bei euch im Unternehmen auf gar keinen Fall fehlen darf auf jeden Fall BEVOR ihr das erste Mal mit eurem Vorgesetzten darüber sprecht.

Sehr hilfreich für diese Sammlung ist vor allem die Seite des Bundesverbandes für Bürohunde e.V. (BVBH).
Aus all den Informationen, die ich dort gefunden habe, habe ich eine auf unser Unternehmen passende Präsentation erstellt, warum wir unbedingt einen Hund im Büro brauchen.
Die Punkte, auf die ich eingegangen bin waren:

Verbesserungen für das Unternehmen

  • Gesündere, motiviertere und leistungsfähigere Mitarbeiter
  • Mitarbeiter, die sich enger an das Unternehmen binden
  • Ertragssteigerung durch Senkung der Krankheitstage (weil gesündere Mitarbeiter), Reduzierung der Ausfall- und Fehlerquoten sowie eine höhere Kreativität der Mitarbeiter
  • Verbesserung des Images des Unternehmens

Verbesserungen für den Mitarbeiter

  • Weniger psychische Erkrankungen (Depression, Burnout)
  • Geringeres Stressempfinden
  • Höhere soziale Kompetenz
  • Höhere Kreativität
  • Weniger Erkrankungen (Bluthochdruck, geringeres Risiko für Herz- oder Schlaganfall)

Auf all diese Punkte bin ich natürlich noch im Detail eingegangen und habe auch im Detail erklärt warum Hunde so auf uns Menschen wirken.

6. Schlagt ein „Regelwerk“ vor

Am einfachsten ist es für Vorgesetzte, wenn sie das Gefühl haben, dass an alles gedacht wurde, und sie selbst nur noch „nicken“ müssen.
Also, schlagt eine Art „Regelwerk“ vor.
Was darf der Hund am Arbeitsplatz und was darf er nicht?
Und wie wird verfahren, wenn es eine Regelverletzung gab?
(im nächsten Artikel stelle ich euch unsere Regelvorschläge vor)

7. Habt Geduld

Warten ist schwierig.
Vermutlich das schwierigste überhaupt, wenn man etwas ganz dringend will.
Bei uns hat es ein Dreiviertel Jahr gedauert, bis meine Vorgesetzten sich entschieden hatten.
In dieser Zeit habe ich hin und wieder nachgefragt und „nachgelegt“ – mich aber auch ganz viel in Zurückhaltung und Geduld geübt.
Auch wenn es schwierig ist, gebt eurem Chef die Chance, über alles nachzudenken – eventuell selbst mit euren Kollegen zu sprechen und auch mit seinem Vorgesetzten. Es ist auch keine schlechte Idee, wenn er die Persoanlabteilung einbindet.
Er muss noch über andere Dinge nachdenken – zum Beispiel, was für andere Kollegen aus dieser Entscheidung wird – muss er, wenn er einmal einen Hund am Arbeitsplatz erlaubt, dass auch anderen Mitarbeitern erlauben?
Was, wenn es nicht klappt? Kann er den Hund, rechtlich wie moralisch, von heute auf morgen wieder nach Hause schicken?
Je mehr ihr in eurer Argumentation bereits auf diese Punkte eingegangen seid umso leichter ist es für ihn, aber: gebt ihm Zeit, darüber nachzudenken – und erzählt uns, wie es gelaufen ist 🙂
Über eure Geschichte freuen wir uns – entweder hier als Kommentar, auf Facebook oder unter hundsmartie@gmail.com

 

 

 

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